Farbliche Befundvalidierung, prominente Nachrichten, Fax/Email vorab

Farbliche Befundvalidierung: Wir stufen die Dringlichkeit des Befundes in 3 Kategorien ein. Dabei wurde die Einteilung von uns nach praktischen Maßstäben rein subjektiv festgelegt:
Grün = unauffällige Aufzeichnung/Normvariante, klinische Konsequenzen sehr unwahrscheinlich.
Gelb = auffällige Aufzeichnung, klinische Konsequenzen sind möglich. Es besteht i.a.R. kein umgehender Handlungsbedarf.
Rot = höhergradige, relevante Herzrhythmusstörungen, klinische Konsequenzen sehr wahrscheinlich. Der Befund sollte dem zuständigen Arzt umgehend vorgelegt werden. "Rote" Befunde werden automatisch vorab anonymisiert per Fax oder Email übermittelt.

Prominente Nachrichten: werden auf der ersten Seite des Befundes rechts dargestellt und geben kardiologisch weniger versierten Kolleginnen und Kollegen Hinweise für das weitere Vorgehen.

Fax/Email vorab: Die erste Seite jedes von uns rot validierten Befundes wird automatisch anonymisiert (DSGVO-konform) an eine hinterlegte Fax-Adresse oder an eine bestimmte Email-Adresse verschickt. Hierdurch lässt sich auch relativ einfach die Supervision und Qualitätssicherung in einer größeren Klinik-Abteilung oder einem MVZ regeln: alle relevanten Befunde bekommt der zuständige/leitende Arzt automatisch per Mail und kann dann sofort entscheiden, ob weitere Maßnahmen getroffen werden sollen.

Signalqualität: Wir stufen die Qualität der Aufzeichnung in 3 Kategorien ein:
1 = hervorragende Signalqualität
2 = ausreichende-suboptimale Signalqualität
3 = unzureichende Signalqualität

Bei anhaltender Daten-Übermittlung mit suboptimaler Signalqualität bitten wir um Rücksprache bzw. Korrektur des Problems. I.a.R. produzieren die von uns empfohlenen Rekorder ein hervorragendes Signal. Qualitative Einschränkungen sind deshalb meist durch fehlerhafte Anlagetechnik, Billig-Elektroden oder beschädigte Elektrodenkabel bedingt.
Bei häufig wechselnden Mitarbeitern ist eine ordentliche Signalqualität oft nicht möglich.
Bitte bedenken Sie, dass die "Parole": "Jeder Muss Alles Können" für diesen speziellen Fall völlig ungeeignet ist. Auch sind Mindestmengen i.a.R. qualitätsfördernd. 5 Aufzeichnungen pro Jahr pro Mitarbeiterin sind problematisch.

Auf einen Blick

Farbliche Befundvalidierung
Die Dringlichkeit unserer Befunde wird durch drei Farben gekennzeichnet:
grün, gelb, rot

Vereinfachte Patientensteuerung
Vereinbaren Sie mit Ihrem Praxis/Klinik-Team (MFA/Krankenschwester) das weitere Vorgehen, um Zeit zu sparen, beispielsweise folgendermaßen: Bei grünen Befunden reicht es oft aus, wenn die MFA/Krankenschwester dem Patienten mitteilt, dass alles unauffällig war. Gelbe Befunde werden nach 2-3 Monaten nochmals einbestellt. Für rote Befunde muss ggf. nach Sichtung des Befundes ein kurzfristiger Termin vereinbart werden.

Leitende/verantwortliche Ärzte
Diese können sich die erste Seite eines relevanten (roten) Befundes anonymisiert an eine Email-oder Fax-Adresse direkt nach Fertigstellung des Befundes weiterleiten lassen.

Qualitätssicherung
Wir lassen unsere Auswertungen regelmäßig nach Qualitätskriterien überprüfen. Denn trotz sorgfältigster Auswertung sind auch wir nicht unfehlbar. Zudem werden alle "rot validierten Befunde" von einem zweiten Kardiologen "nachvalidiert", um Ihnen optimale Qualität zu gewährleisten.

Infos auf der Befund-Titelseite

Auf der rechten Seite sehen Sie die erste Seite eines Beispielbefundes.

Grüner Pfeil 1: Hier finden Sie Hinweise zur Validierung/Wertung (hier rot), Signalqualität (hier sehr gut) sowie weitere Angaben wie beispielsweise die Methode zur Berechnung der Herzfrequenz (hier Beat-to-Beat).

Grüner Pfeil 2: Hier finden Sie eine prominente Nachricht. In diesem Fall wird Ihnen mitgeteilt, dass die erste Befundseite bereits per Fax versandt wurde.

 

 

 


Klicken Sie auf das Bild rechts, um eine vergrößerte Darstellung des Beispiels zu sehen ->

 

Ergänzende Hinweise und Validierungstabelle

Die zugegebenermaßen doch recht komplexe Tabelle ist eigentlich für den internen Gebrauch vorgesehen. Nur für interessierte Kolleginnen oder Kollegen veröffentlichen wir die Tabelle an dieser Stelle. Bitte beachten Sie, dass die Validierung eine freiwillige Leistung unsererseits darstellt. Falls uns einmal ein kleiner Fehler unterläuft, bitten wir Sie, die Validierung manuell selbst zu ändern und uns keine zusätzliche Arbeit durch Änderungsanfragen aufzubürden.

NB: Treten unterschiedliche Herzrhythmusstörungen in einer Aufzeichnung gleichzeitig auf, so "überschreibt" die höhere Validierung die Niedrigere. Bei Vorhofflimmern hängt die Validierung von den klinischen Angaben und der Medikation ab (siehe unten).

Rhythmus: Sinusrhythmus
  Validierung
Normbefund Grün
Sinusarrhythmie Grün
Bradykardie <= 55 tagsüber ohne Ursache Gelb
Beschleunigte mittlere HF Arbeitsintervall >= 100 bmps Gelb
Sinustachykardie mittlere HF im Tagintervall>90, Nachtintervall > 80 Gelb
Beschleunigte mittere HF/24h >=80 bpms Gelb
Koronare Herzerkrankung: mittlere HF >= 70 Gelb
Herzinsuffizienz NYHA 2-5 mittlere HF >= 75 Gelb
unerklärte paradoxe nächtliche Frequenzerhöhung Gelb
nächtl. Wechsel Bradykardie/Tachykardie (V.a. Obstr.SAS) Gelb
Schenkelblock permanent oder intermittierend Gelb

 

Rhythmus: Sinusrhythmus und atriale Ereignisse (SVES)
  Validierung
SVES <500/24h Grün
SVES in Paaren und Salven >100/24 Gelb
passagere ektope supraventr. Rhythmen <30sec Grün
anhaltende ektope supraventr. Rhythmen >30sec Gelb
SVES >=500/24h bzw. entspr. in einem Intervall Gelb
Präexzitation (verkürzte PQ Zeit, Deltawelle) ohne Tach. Gelb
Paroxysmale SV - Tachykardie <30sec und <150 BPM Gelb
Paroxysmale SV - Tachykardie >30sec oder (>150 BPM und <30 sec) Gelb
Paroxysmale SV - Tachykardie >30sec und>150 BPM Rot
Gehäuft SVES/Paare u.Salven >15000 (hohes Risiko für PVHF) Rot

 

Rhythmus: Sinusrhythmus und AV-Blockierungen
  Validierung
AV-Block I° (ggf.Hinweis erhöhte VHF-Wahrscheinlichkeit) Gelb inkl. Hinweis
AV-Block II° Typ1 Gelb
Nachts, intermitt. AV-Block II°  Typ2 ohne Pausen>3 sec, QRS schmal Gelb
Nachts, perm. AV-Block II°  Typ2 ohne Pausen>3 sec, QRS schmal Gelb Hinweis kurzf. kard. Abklärung sinnvoll
Am Tag intermitt/permantenter AV-Block II° Typ 2 Rot
In der Nacht intermitt./permantenter AV-Block II° Typ 2+ Pausen >3 sec oder QRS breit Rot
AV-Block III° nachts sporadisch bei Herzgesunden Gelb
AV-Block III°   Rot

 

Rhythmus: Sinusrhythmus und SA-Blockierungen
  Validierung
SA-Block II° ohne Pausen >3,0 sec Gelb
SA-Block II° mit Pausen >3,0 sec  ohne anamnest. Angaben Gelb
SA-Block II°   F <40 Bpm permanent tagsüber Rot
SA-Block III°/Sinusknotenarrest mit Pausen >3,0 sec  u. Kollaps/Synkopen Rot
AV - Ersatzrhythmus Gelb/Rot (ananest. Angaben Synkope)

 

Ventrikuläre Ereignisse (VES)
  Validierung
VES <500/24h Grün
VES>=500/24h und < 15000 Gelb
VES>=15000/24 Rot
Couplets Gelb
Triplets, Salven bis 5 Schläge Rot
VT (ab 6 konsekutiven VES, F>120 BPM) Rot
Idioventrikulärer Rhythmus  nachts Grün
Beschleunigter idioventrikulärer Rhythmus 80-120 Gelb
Ventrikuläre Parasystolie Gelb
Torsade de pointes Rot

 

Endstrecken/Repolarisation
  Validierung
permanente ST - Veränderung  diskordant Gelb
suspekte intermitt. ST - Veränderungen Gelb
Intermittierende ST-Elevation/Hebung Gelb
persistierende QT - Verlängerung Gelb (Bestimmung der QT-Zeit im 12-Kanal-Ekg oder zirkadiane QTC-Analyse ratsam)

Hinweise auf Endstreckenveränderungen im LZEKG sind immer unter Vorbehalt, da diese von der Anzahl Elektroden, der Anlagetechnik und der Anlageposition abhängen. Es gibt sehr häufig falsch positive oder falsch negative Ergebnisse!
Wir dokumentieren Endstreckenveränderungen nur aus haftungsrechtlichen Gründen und empfehlen Ihnen bei entsprechender Fragestellung ein 12-Kanal Ruhe-EKG, eine Ergometrie oder ein Myokardszinti mit Belastung durchzuführen.
NB: unauffällige Endstrecken im LZEKG schließen eine KHK nicht aus, deutliche ERST im LZEKG können Anlage bedingt sein und sind deshalb nicht unbedingt Hinweis auf eine koronare Herzerkrankung.

Vorhofflimmern und Vorhofflattern
  Validierung
VHF-normofrequent, bekannt oder Antikoagulation, auch paroxysmal Gelb
VHF-normofrequent, neu, auch paroxysmal >=30 Sekunden, keine Antikoagulation Rot
Kurze Flimmerepisode <30 Sekunden , auch neu Gelb
Anhaltende Tachy-oder Bradyarrythmia absoluta Rot
VH-Flattern, bekannt oder Antikoagulation, auch paroxysmal  mit langsamer Überleitung Gelb
VH-Flattern, neu, keine Antikoagulation, auch paroxysmal   Rot
VH-Flattern,  auch paroxysmal , auch bekannt, mit schneller Überleitung Rot
Anhaltende Bradyarrhythmie: tagsüber gemittelt <55 und/oder nachts gemittelt<45 bpm. Rot
Anhaltende Tachyarrhythmie: tagsüber gemittelt>110 und/oder nachts gemittelt >90 bpm, siehe https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1001337

Rot


NB:
wir validieren paroxysmales (länger als 30 Sekunden ) oder permanentens Vorhofflimmern/Flattern immer rot, falls wir aus den klinischen (oder fehlenden ) Angaben entnehmen können, dass die Erkrankung bislang nicht bekannt ist. Wenn eine OAK oder NOAK in der Medikation angegeben wurde, dann ändert sich die Validierung von rot auf gelb.


Frequenzkontrolle: wenn Sie als Therapieregime Frequenzkontrolle gewählt haben, beurteilen wir die Frequenzkontrolle nach folgendem Schema:
Gute Frequenzkontrolle gemittelt: 55-90 bpm
Ausreichende Frequenzkontrolle gemittelt: <100/max 130 bpm
Suboptimal Frequenzkontrolle gemittelt gemittel: >110/max >140 bpm

 

Schrittmacher
  Validierung
Ohne Fehlfunktion Grün
Gelegentl. Fusionssystolen Grün
Überwiegende Fusionssystolen Gelb
Schrittmachervermittelte Tachykardien Gelb
Stimulationsfehlfunktion Rot
Wahrnehmungsfehlfunktion Gelb
Intakte SM Funktion und Rhythmusstörung Wie Rhythmus-Störung
Durchgehend frequenzstarre Stimulation (DDI,AAI,VVI) Gelb

Treten sonstige Herzrhythmusstörungen auf, die höher validiert sind, "überschreibt" die höhere Validierung die niedrigere:
Findest sich z.B. im LZEKG eine Wahrnehmungsfehlfunktion und zusätzlich eine Kammertachykardie, wird der Befund rot validiert.

NB: durchgehend frequenzstarre Stimulation sollte immer abgeklärt werden; eine starrfrequente Stimulation ist nur selten beabsichtigt und meist ein Versehen bei der Programmierung. Zudem: VVI starrfrequent 40 bpm: Immer an Batterieerschöpfung denken (ist dann VOO 40bpm )

 

 

Fallstricke bei Vorhofflimmern



Für korrekte Validierung sind hier Angaben zur Klinik oder zur Medikation notwendig

Gerade bei Vorhofflimmern sind klinische Angaben oder Angaben zur Medikation notwendig, um eine korrekte Validierung zu erzielen. Denn ist uns nicht bekannt, dass Ihr Patient an Vorhofflimmern leidet (fehlende klinische Angaben) oder können wir aus der Medikation (weil diese nicht angegeben wurde) nicht entnehmen, dass Ihr Patient durch OAK oder ein NOAK geschützt ist, gehen wir von neu aufgetretenem Vorhofflimmern aus und validieren rot.

Wir empfehlen deshalb in diesem Fall entweder in unserer Transfer-Software "VHF bekannt" anzugeben oder aber wenigstens die Medikation an uns mit zu übertragen.

Validierung bei Flimmerepisode < 30 s, >=30 s, Flimmerlast...

Bei paroxysmalem Vorhofflimmern gilt: liegt die Dauer der Flimmerepisode unter 30 Sekunden, validieren wir gelb. Zum aktuellen Zeitpunkt ist in dieser Situation eine rechtssichere Einleitung einer orale Antikoagulation problematisch bzw. nicht indiziert.
Liegt die Dauer der Flimmerepisode über 30 Sekunden, hängt die Farbvalidierung von den klinischen Angaben und der Medikation ab (siehe oben).
Die 30 Sekunden-Regel ist derzeit nicht ganz unumstritten. Denn eine einzige, kurze Flimmerepisode unter 30 Sekunden ist natürlich von 500 oder 1000 kurzen Episoden innerhalb einer Aufzeichnung zu unterscheiden.
Auch ist die Flimmer-Detektion in einer Standard-24 Stunden Aufzeichnung oft nicht optimal. Wir empfehlen in diesem Fall eine Aufzeichnung mit verbesserter Flimmererkennung (DLP-Pro) und semiquantitativer Flimmer-Last Bestimmung durchzuführen.
Bei sehr vielen kurzen Flimmerepisoden, deutlich erhöhtem CHads2-Vasc-Score bzw. entsprechender Klinik wird man in Absprache mit dem Patienten und dem behandenden Kardiologen/Neurologen dann ggf. eine individuelle Entscheidung treffen müssen/können.
Bei niedrigem Chads2-Vasc-Score und fehlenden klinischen Konsequenzen kann allerdings oft auf erweitertes Screening verzichtet werden.